Ein zweiräderiger Karren mühte sich über eine gewundene Strasse in den Vorbergen des nördlichen Gebirges. Langsam rumpelten die hölzernen Räder über den steinigen Untergrund. Zwei Ochsen vor dem Karren gaben bereits fast alles um das grosse Gewicht langsam in die Höhe zu transportieren. Der aufgetürmte Inhalt des Karren wurde von einer ledernen Persenning zusammen gehalten und vor der allgegenwärtigen Feuchtigkeit geschützt. So spät im Jahr musste man froh sein das nicht schon Schnee das Weiterkommen in den gewundenen Tälern unmöglich machte.

“Wie konnte ich mich nur von Dir überreden lassen bei diesem Unsinn mit zu machen?” Amakuni zog an der Leine mit der er die Ochsen führte. Wenn es weiter so steil bergauf ging würden sie entweder einen Teil der Ausrüstung zurücklassen müssen oder ihnen würden die Ochsen zusammenbrechen. “Bist Du Dir sicher das wir auf dem richtigen Weg sind? Wer ist denn so verrückt zu dieser Jahreszeit hoch in die Berge zu ziehen? Ich meine, von uns einmal abgesehen.” Mimi, der genau wie Amakuni Mitte Zwanzig war und leichten Schrittes neben ihm den Weg erklomm, schaute etwas verwirrt zu Amakuni. Augenscheinlich war er in Gedanken woanders gewesen und durch Amakunis Äusserung wieder in die Gegenwart zurück geholt worden. “Du hast doch mit eigenen Augen gesehen was im letzten Dorf los war durch das wir gekommen sind, oder? Ich glaube nicht das wir noch mehr Beweise für die Anwesenheit des Schwarzen Drachen gebraucht hätten. Selbst wenn die Bewohner die noch nicht gestorben waren ihn nicht so genau beschrieben hätten. Die unheilvolle Krankheit und der Wahnsinn der in dem Dorf geherrscht hat sagte eigentlich bereits Alles. Wir müssen diesem Treiben ein Ende setzen.” “Das habe ich ja gar nicht bestritten.” grummelte Amakuni. “Aber wenn wir ihn nicht bald einholen dann überrascht uns der Winter noch in den Bergen und wir geben schöne Eisstatuen ab.” “Amakuni, du bist göttlich!” lachte Mimi. “Du machst Dir Sorgen über das Erfrieren als ob schon feststehen würde das wir dem Schwarzen Drachen überhaupt gewachsen sind. Vielleicht überleben wir die Begegnung gar nicht. Denk mal nach, alle die sich ihm bisher in den Weg gestellt haben sind entweder tot oder schlimmeres.” “Für die Wunder in unserer Gemeinschaft bist Du zuständig Mimi. Du bist schliesslich der Zauberer von uns beiden. Ich habe allerdings keine Ahnung was ein Schmied bei diesem Unternehmen zu suchen hat. Ausserdem noch mit meiner ganzen Ausrüstung; die ich, wenn die Ochsen vor unserem Karren zusammenbrechen, wahrscheinlich hier oben verlieren werde.” Mimi musste lachen. “Abgesehen davon das Du mein bester Freund bist und Dir bisher noch nie ein Abenteuer entgehen lassen hast, hast Du mit eigenen Ohren gehört das das Orakel gesagt hat das ohne Dich und Deine Ausrüstung kein Erfolg beschieden sein wird.”

Das Tal machte einen Knick und in dem Augenblick als Amakuni und Mimi um die Ecke bogen riss für einen kurzen Moment die Wolkendecke auf und die Freunde konnten in der Ferne die schneebedeckten Hänge des Hotaka-dake sehen. “Ich hoffe wir müssen nicht da hoch. Aber bei unserem Glück werden wir wahrscheinlich sogar den Gipfel erklimmen müssen.” Aber zuerst einmal hatte sich das Tal zu einer Wiesenlandschaft geweitet und der Weg stieg nicht weiter an. Spontan beschlossen sie für diesen Tag hier zu bleiben und den Ochsen ein wenig Ruhe und das saftige Gras im Tal zu gönnen.

Spät in der Nacht wachte Mimi auf. Weil die Kälte durch seinen Schlafsack drang stand er auf um Holz nachzulegen. Er hatte die Scheite in der Hand und wollte sich gerade zu der Glut herunterbeugen zu der ihr Feuer zusammengefallen war als er den Schatten auf der anderen Seite wahrnahm. Augenblicklich erstarrte Mimi. Er wollte Amakuni rufen aber er konnte keinen Ton aus der Kehle bringen. Die Gestalt war eindeutig. Die beiden Hörner, rot-schwarze Haut, Klauenartige Finger und der hin- und her-zuckende Schwanz der in einer herzförmigen Spitze endete. “Na erzähl mal, was macht ihr beiden denn noch so spät im Jahr hier oben in den Bergen?”